Eru Ilúvatar (Eru von Quenya „der Eine“, Ilúvatar von Ilúvë – All und Atar – Vater; in der ursprünglichen Form Himmelsvater) ist in Tolkiens posthum veröffentlichten Werk Das Silmarillion der transzendente Schöpfergott, der, wie in der Ainulindale (der „Musik der Heiligen“) beschrieben, aus seinen Gedanken die Ainur schuf, was „die Heiligen“ bedeutet. Die Ainur waren die Nachkommen seines Denkens und sie waren mit ihm, bevor überhaupt etwas gemacht wurde. Ilúvatar hat Keine Zeit. Er hat keinen Anfang und kein Ende; Ilúvatar war und ist ewig. Er brachte den Ainur auch die drei musikalischen Themen bei, aus denen später Ea, die Welt, entstehen sollte. Die Große Musik aber war nur das Wachstum und die Blüte des Denkens in den Zeitlosen Hallen. Zu nichts und niemandem hat Ilúvatar alles offenbart außer zu sich selbst und in jedem Zeitalter kommen Dinge hervor, die neu sind und haben keine Voraussage, denn sie gehen nicht von der Vergangenheit aus.
Ilúvatar ist durchaus mit dem Gott der drei großen monotheistischen Schriftreligionen - Judentum, Christentum und Islam - gleichzusetzen.
Beschreibung[]
Das Charakteristische an diesem Gott ist unter anderem, dass er – bis auf einmal, beim Untergang Númenors – niemals direkt in das Weltgeschehen seiner Schöpfung eingreift. Er gestattet einigen der Ainur jedoch, auf der Erde zu verweilen. Damit schafft Tolkien eine Art Symbiose zwischen Mono- und Polytheismus. Das heißt, Ilúvatar erhob sehr wohl den Anspruch des göttlichen Alleinherrschers und duldete keine anderen Götter neben sich, gleichwohl aber unter sich, und hatte nichts gegen deren Verehrung. Er verleiht den Ainur schöpferische Kraft (was den Aufbau der Erde anbetrifft), ohne sie jedoch als Götter zu bezeichnen.
Eru Ilúvatar wurde in Mittelerde äußerst selten direkt verehrt, weil er keinen Wert auf eigenen Ruhm legte. Auch an einem Kult hatte er kein Interesse. Er erfreute sich vielmehr an seinen Geschöpfen, denn sie sind völlig anders als er selbst und somit ein Gegenpart zu ihm als Schöpfer. Sogar den von Aulë frevelhaft geschaffenen Zwergen gibt er letztlich Leben, nimmt sie als seine "Kinder" an und gibt ihnen einen eigenen Willen. Lediglich auf der untergegangenen Insel Númenor, auf dem Gipfel des Meneltarma, gab es eine Kultstätte für ihn. Dort wurden Zeremonien zu Ilúvatars Ehren abgehalten. In den jüngsten Tagen der Welt hatte er mit Melkor, einem der Ainur, einen mächtigen Streit, (denn er hatte den Mißklang in die Musikthemen Ilúvatars gebracht und letztlich das Böse auf die Erde), worauf Melkor die Hallen Ilúvatars für immer verließ.
Ilúvatar war aber auch ein Gott, der bereit war, Dinge zu erschaffen, um die er gebeten wurde. So bat Yavanna, Wächter zu erschaffen, die die von ihr geschaffenen Bäume beschützten. Sie war in Sorge, die Zwerge könnten ihnen Leid zufügen, indem sie Brennholz aus ihnen machten. So manchen Streit musste sie mit Aulë, ihrem Mann, deshalb ausfechten, weil er "seine" Zwerge über alles liebte. So trug sie zuerst ihre Sorge Manwë vor:
"Ein jedes hat seinen Wert", sagte Yavanna, "und ein jedes trägt bei zum Werte aller andren. Doch die Kelvar können fliehen oder sich verteidigen, während die Olvar, die wachsen, dies nicht können. Und unter ihnen sind mir die Bäume teuer. So langsam, wie sie wachsen, so schnell werden sie gefällt sein, und wenn sie nicht mit Früchten an den Ästen Tribut zahlen, so wird man um ihr Hinscheiden wenig trauern. So sehe ich es in meinen Gedanken. Ich möchte, daß die Bäume für alle Dinge sprechen, die Wurzeln haben, und daß sie jene bestrafen sollen, die ihnen Leid antun." Yavanna zu Manwë, Das Silmarillion, Quenta Silmarillion Kapitel II, S. 64
Ilúvatar hatte ihr Klagen gehört und so erschuf er die Ents als Wächter, die in den Wäldern umhergingen.
Elben und Menschen heißen die "Kinder Ilúvatars" und den Menschen hat Ilúvatar die schwer verständliche "Gabe" der Sterblichkeit verliehen. Das dürfte wohl der wichtigste Grund dafür sein, dass er von den Menschen eher gefürchtet als geliebt wurde. Manche zweifelten gar die Vollkommenheit seiner Schöpfung an. Wir kennen eine ähnliche Symptomatik in den großen Weltreligionen. Gott wird geliebt, gleichwohl aber auch sehr gefürchtet, als Richter der Menschen am Tage des Jüngsten Gerichts, vor dem es kein Entrinnen gibt.
Quellen[]
J. R. R. Tolkien, Das Silmarillion, Übersetzer: Wolfgang Krege, 2012:
- Ainulindale: Die Musik der Ainur
- Valaquenta:
- Das Buch von den Valar und den Maiar, nach der Überlieferung der Eldar
- Von den Valar
- Von den Maiar
- Quenta Silmarillion:
- Kapitel I: Vom Anbeginn der Nacht
- Kapitel II: Von Aulë und Yavanna
- Kapitel III: Vom Erwachen der Elben und von Melkors Gefangenschaft
- Kapitel VII: Von den Silmaril und der Unruhe der Noldor
- Kapitel IX: Von der Verbannung der Noldor
- Kapitel XII: Von den Menschen
- Kapitel XIX: Von Beren und Lúthien
- Kapitel XXIV: Von Earendils Fahrt und dem Krieg des Zorns
- Akallabêth: Der Untergang von Númenor
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