Aluin, der älteste aller Ainur und Herr der Zeit hatte drei Söhne: Danuin, Ranuin und Fanuin.
Sie werden als unvorstellbar alt und doch von unbeugsamer Stärke beschrieben.
- Danuin, für den Tag, war außerordentlich schlank, von kleinem Wuchs, mit kuzen Haaren und einem kurzen Bart.
- Ranuin, für den Monat, war von gewöhnlicher Größe und trug einen Bart, der weder kurz noch lang war.
- Fanuin, für das Jahr, war sehr groß und hatte einen Bart der so lang war, dass er, wenn er ging, vor ihm auf dem Boden schleifte.
Geschichte[]
Es war vor langer Zeit: die Bahnen der Leuchten, Sonne und Mond, sowie die Gestirne am Himmel waren in Unordnung. Zog die Sonne zuverlässig ihre Bahn, tat der Mond es ihr nicht immer gleich. Manchmal erschien er und zog seinen Weg über den Himmel, ein anderes Mal erschien er zu spät, oder er verkürzte seine Bahn einfach, oder er kam überhaupt nicht und blieb lieber unter der Erde. Manches Mal kam es vor, dass eines der winzigen Sternenschiffe Vardas, das, auf das Äußere Meer hinausgefahren, im Kielwasser der Sonne durch das Tor der Nacht gesogen wurde und etliche folgten der Galeone durch die sternlose Weite und gingen verloren, andere sprangen zurück wieder in den Himmel hinauf oder flohen durch die Räume. Die Götter nannten es den Springbrunnen der Sterne. Wenn Mond und Sonne wieder einmal aus der Bahn kamen, dann lächelten die Götter und sagten: "Die Lichter mischen sich wieder einmal."
Als nun die großen Götter im geheimen Rat zusammensaßen und überlegten, wie sie die Leuchten ihrem Willen unterwerfen und ihre Bewegungen zügeln könnten, standen plötzlich drei alte Männer vor ihnen und grüßten Manwë. Manwë fragte sie, wer sie seien, denn er wusste, dass sie nicht zum glücklichen Volk von Valmar oder den Gärten der Götter gehörten. Die Valar wunderten sich, wie es den Männern gelungen war, ohne Geleit in ihr Land zu gelangen. Danuin gab Manwë zur Antwort: "Wir sind Brüder und Männer von außerordentlich feiner Kunstfertigkeit." Der andere der Männer nannte Manwë ihre Namen und Fanuin sagte: "Und wir wollen euch in eurer Verlegenheit unsere Künste anbieten." Ihre Bedingung aber war, dass sie ihre Identität nur preisgeben, wenn ihr Angebot angenommen würde und nachdem sie ihr Werk vollendet hätten. Die Götter diskutierten und akzeptierten schließlich und gaben den Männern ein gesondertes Gemach in Aulës Haus. Dort woben und spannen sie im geheimen und nach zweimal zwölf Stunden kam Danuin heraus und sagte zu Manwë: "Sieh, was meine Hände geschaffen haben." Aber seine Hände waren leer.
Als das Schiff der Sonne heimkehrte ging Danuin zum Heck und legte seine Hand darauf und bat Ulmo es über die Wasser zum Tor der Nacht zu ziehen, wie er es immer tat. Ulmo tat wie ihm befohlen und begann das Schiff weg von der Küste Valinors zu ziehen. Doch plötzlich konnte er das Sonnenschiff nicht weiterziehen, obwohl er all seine Kraft einsetzte. Da fürchteten sich Manwë und Ulmo und alle die dabei waren. Danuin gab die Sonne wieder frei, ging fort und niemand konnte ihn finden.
Nachdem achtundzwanzig Nächte vergangen waren, kam Ranuin und sagte ebenfalls: "Seht, was meine Hände geschaffen haben." Aber in seinen Händen war nichts zu sehen. Nun wartete Ranuin, bis Ilinsor (Steuermann des Mondes) die Rose von Silpion nach Valinor brachte, ging hin und stemmte seine Hand gegen einen gläsernen Zacken auf der Insel und niemand vermochte Ilinsors Barke von ihm fortzubewegen. Rána (Mond) wurde befreit und Ranuin ging fort und niemand konnte ihn finden.
Zunächst geschah dann nichts mehr. Nachdem Rána dreizehnmal gewachsen und wieder geschwunden war, kam Fanuin und forderte die Götter auf, Ilinsor festzuhalten, damit bei Sáris Ankunft beide Schiffe zur gleichen Zeit in Valinor stünden. Fanuin erzählte, er habe etwas von gewaltigem Gewicht geschaffen und brauche die Hilfe der Götter, weil er es nicht alleine tragen könne, um es zu zeigen. Tulkas schickte sieben der stärksten Männer, doch sie sahen nichts. Nachdem sie sich gebückt hatten, spürten ihre Hände ein gewaltiges Tau, das so schwer war, dass sie es kaum tragen konnten; sehen konnten sie es aber nicht.
Fanuin ging nun zuerst zu Sári, dann zu Rána und bewegte seine Hände so, als befestige er ein starkes Seil an jedem der beiden Schiffe und sagte zu Manwë: "Siehe, o Súlimo, Herr der Götter, das Werk ist vollbracht, und die Schiffe des Lichts sind in die Fesseln der Zeit geschlagen, die weder sie selbst noch du jemals zerbrechen und denen sie ebensowenig entfliehen können, obgleich diese Fesseln für alle Lebewesen, die Ilúvatar geschaffen, unsichtbar sind; gleichwohl sind sie nämlich die stärksten aller Dinge."
Dann kamen auch Danuin und Ranuin hinzu und Danuin legte Manwë ein dünnes Seil in die Hand, aber Manwë konnte es nicht sehen. Danuin sagte Manwë, mit diesem Seil könne er nun das Kommen und Gehen der Sonne bestimmen und niemals könne sie der Führung seiner Hand entrückt werden. Nichts auf der Erde sei nun so verlässlich wie das Kommen und Gehen der Sonne. Ranuin tat das gleiche und Manwë spürte auf seiner Handfläche ein starkes unsichtbares Seil. Fanuin ließ nun zum Schluss das Ende eines gewaltigen Seiles zu Manwë bringen. Manwë berührte es und es wurde an einem großen Felsen des Taniquetil (der darum später Gonlath genannt wurde) befestigt. Fanuin sagte zu Manwë, er habe nun das allerstärkste Tau in seiner Hand und könne so Mond und Sonne im Zaum halten und durch Bewegungen beide in Enklang bringen. "[...] und so werden die ganze Welt und alle ihre Bewohner, Götter, Elben und Menschen, alles, was sich bewegt und in der Erde wurzelt, von den Banden der Zeit umfangen sein."
Furcht überkam nun die Götter weil sie wussten, dass sogar sie nunmehr der bemessenenen Zeit eines allmählichen Alterns unterworfen sein würden. Fanuin aber verneinte dies und die drei Ainur gaben sich zu erkennen: "[...] denn seht, wer wir sind: Danuin, Ranuin und Fanuin, Tag und Monat und Jahr, doch die Kinder von Aluin, der Zeit, welcher der älteste der Ainur ist, der im Jenseits ist und Ilúvater unterworfen; von dort kamen wir, und dorthin gehen wir nun." Darauf verschwanden die Männer aus Valinor; von ihnen aber rührt es her, dass die unveränderlichen Bahnen von Sonne und Mond geschaffen und alle Dinge der Welt der Zeit und dem Wandel untertan wurden.
Quellen[]
J. R. R. Tolkien: Das Buch der Verschollenen Geschichten, Teil 1, Übersetzer: Hans J. Schütz
- Kapitel IX: Die Verhüllung von Valinor